Vorläufige Ergebnisse: das mittelassyrische dunnu (Phase 5)

 

Der rekonstruierte Plan der mittelassyrischen Anlage in Muqable (© Muqable-Projekt).

Durch die großflächigen Ausgrabungen in Muqable konnte der mittelassyrische Siedlungsplan vollständig ausgegraben werden (Puljiz – Qasim 2018, 2020). Er umfasst zwei Gebäude (I–II), zwischen denen eine schmale Passage verläuft. Das größere Gebäude I hat eine langgezogene Form und nimmt einen großen Teil der Hügelkuppe ein. Es zeichnet sich teilweise durch auffällig breite Mauern aus, die eine fortifikatorische Funktion vermuten lassen. Hingegen lassen sich in Gebäude I keine Räume ausmachen, die eine Wohnfunktion gehabt haben könnten. Wahrscheinlich handelt es sich bei der aus zwei Gebäuden bestehenden Anlage von Phase 5 um einen zusammengehörigen Komplex. Dafür spricht nicht nur die Nähe der beiden Gebäude zueinander, sondern auch ihre parallele Ausrichtung und der Umstand, dass sie ähnliche Objekte enthielten. In diesem Fall wäre die Passage nicht als Gasse, sondern als innenliegender Durchgang zu verstehen, der zusammen mit den beiden Gebäuden konzipiert und gebaut worden ist.

Die Anlage enthielt sowohl landwirtschaftliche und verarbeitende Geräte als auch Objekte, die mit administrativen Aktivitäten in Verbindung zu bringen, darunter Tontafelfragmente und mehrere Rollsiegel. Die Entdeckung dieser administrativen Objekte, der ungewöhnliche Grundriss von Gebäude I mit auffällig breiten Mauern, und das Fehlen von Wohnhäusern sprechen dafür, dass es sich bei der mittelassyrischen Anlage in Muqable um die Überreste einer dunnu-Siedlung handelt (siehe Puljiz – Qasim 2020).

Dunnu-Siedlungen stellen einen für die mittelassyrische Zeit charakteristischen Siedlungstypus dar, der in zahlreichen Textquellen dieser Zeit Erwähnung findet. Siedlungen dieses Typs waren vermutlich befestigte Gehöfte, die der Produktion und Verarbeitung landwirtschaftlicher Güter dienten. Sie hatten folglich eine spezialisierte Funktion, was sie grundlegend von dörflichen Siedlungen unterscheidet.

Bislang waren nur zwei Beispiele dieses Siedlungstyps in Syrien und Südostanatolien bekannt (Tell Sabi Abyad; Giricano/Dunnu-ša-Uzibi). Mit der vollständigen Ausgrabung der mittelassyrischen Schicht in Muqable wurde in der Mitteltigris-Region erstmals eine Siedlung freigelegt, die wahrscheinlich als dunnu zu identifizieren ist.

Die mittelassyrische Anlage von Süden; im Mittelpunkt der halbkellerartige Raum B (© Muqable-Projekt).

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